SPD Hessen-Nord benennt Saal nach Elisabeth Selbert

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht, Susanne Selbert, Enkelin Elisabeth Selberts, und SPD-Bezirksvorsitzender Timon Gremmels bei der Enthüllung der Tafel mit den Lebensdaten der bedeutenden Sozialdemokratin am „Elisabeth-Selbert-Saal“ im SPD-Haus in Kassel. Bild: Tim Herbst

Als eine der bedeutendsten Frauen im Parlamentarischen Rat würdigte der SPD-Bezirksvorsitzende Timon Gremmels die Nordhessin Elisabeth Selbert, die am 22. September 125 Jahre alt geworden wäre. 1948 wurde Elisabeth Selbert in den parlamentarischen Rat entsandt, um die Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland mit zu erarbeiten.

„Für uns ist heute die Gleichberechtigung von Mann und Frau eine Selbstverständlichkeit. Dass das Grundgesetz so eindeutig die Gleichwertigkeit von Männern und Frauen regelt, ist in erster Linie Elisabeth Selbert zu verdanken“, unterstrich Gremmels.

„Um die Verdienste der Kasseler Sozialdemokratin bis in die heutige Zeit zu unterstreichen und sichtbar zu machen, nehmen wir den 125. Geburtstag Elisabeth Selberts zum Anlass, den großen Sitzungssaal im Pfannkuch-Haus, der Kasseler SPD-Zentrale, nach der großen nordhessischen Sozialdemokratin und wohl bedeutendsten unter den Frauen im Parlamentarischen Rat zu benennen“, sagte Gremmels.

Vor dem Hintergrund des Unrechtsstaates wollte die 52jährige Juristin sich vor allem für Rechtstaatlichkeit und den Schutz der Bürgerinnen und Bürger gegenüber dem Staat sowie für eine demokratische Rechtspflege einsetzen, als sie 1948 in den parlamentarischen Rat entsandt wurde, um die Verfassung für die Bundesrepublik Deutschland mit zu erarbeiten.

Obwohl sie diese Ziele nie aus den Augen verlor, war es ihr größtes Verdienst, dass sie gegen den Widerstand der Männer – aber auch zunächst der anderen Frauen im parlamentarischen Rat – die Verankerung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Grundgesetz erreichte. Ihre eigene für Frauen ihrer Zeit recht ungewöhnliche Biographie hat sicher ihren Blick für die besondere Situation der Frauen geschärft. Bereits Mutter zweier Söhne machte sie das Abitur und absolvierte in kürzester Zeit ein Jurastudium. Ihre Zulassung als Anwältin erhielt sie gerade noch, bevor die Nazis Frauen von diesem Beruf ausschlossen. Über viele Jahre musste sie mit dieser Tätigkeit die Familie allein ernähren, als ihr Mann, Adam Selbert, aus dem KZ zurückgekehrt, keine Arbeit mehr fand. Als sozialdemokratische Kommunalpolitikerin blieb sie selbst nicht unbehelligt von den Bedrohungen durch die Nationalsozialisten.

Nach dem Kriege war Elisabeth Selbert sofort bereit, sich für die neu eingeführte Demokratie einzusetzen und Verantwortung für Staat und Gesellschaft zu übernehmen. „Ein Glück, dass sie das Schicksal bei der Hand nahm und sich für die Demokratie, für den Rechtsstaat und die besonderen Interessen der Frauen stark machte. Dieser Leistung wollen wir mit dem Namen „Elisabeth-Selbert-Saal“ im SPD-Haus in Kassel würdigen“, betonte Timon Gremmels.