Die Frauen des Stammtischs der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (asf) beschäftigten sich in ihrer Online-Sitzung am 05.02.2021 mit dem Thema „Frauen in der Kommunalpolitik“, moderiert von Christina Müller. Es ging dabei vor allem um die Frage, wie sich Frauen in die Kommunalpolitik einbringen können und welche Rolle sie zurzeit einnehmen.
Da die Fragestellung mit möglichst konkreten Ansatzpunkten erörtert werden sollte, wurden erfahrene Kommunalpolitikerinnen eingeladen, ihre Erfahrungen aus der kommunalpolitischen Praxis darzustellen und Fragen dazu zu beantworten.
Zunächst erläuterte die langjährige Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk ihren Weg in die kommunalpolitische Arbeit. Ausgangspunkt sei die Anfrage gewesen, ob sie sich kommunalpolitisch engagieren wolle, da Frauen damals – wie auch heute wieder – unterrepräsentiert gewesen seien. Über ihre Arbeit zunächst in dem Arbeitskreis Soziales,unter anderem mit Besuchen der dort angesiedelten Institutionen, habe sie sich einen fundierten Einblick in Probleme und Tätigkeiten dieses Politikfeldes verschafft, um im Weiteren in die parlamentarische Arbeit einzusteigen. Sie beschrieb ihre Entwicklung als einen sich zunehmend verzweigenden Weg in diverse kommunalpolitische Aufgaben und Ebenen. In der Rolle als Mentorin habe sie das von der EU geförderte Mentoring-Programm „Frauen in die Politik“ als sehr anregend erlebt, da eine Mentorin für eine Mentee zuständig war und diese alle Vorgänge, Sitzungen, Veranstaltungen ihrer Mentorin begleiten konnte. In drei mehrtägigen Veranstaltungen seien überdies zentrale Themen wie Rhetorik und Kommunikation, Netzwerke, Umgang mit Pressearbeit von Expert/innen professionell aufbereitet worden – ein Gewinn für alle Beteiligten. Darüber hinaus wurden in einem vorgeschalteten vhs-Kurs Informationen zu Aufbau, Aufgaben und Zusammenarbeit diverser kommunalpolitischer Gremien auf der Grundlage der Hessischen Gemeindeordnung, wie beispielsweise Stadtverordnetenversammlung, Ortsbeiräte, Kommissionen, aber auch zu bestimmten Aufgabengebieten (Stadtentwicklung, Finanzen/Haushalt) vermittelt.
Auch die Stadtverordnete Myriam Hövel unterstrich die Ergiebigkeit des Mentorinnenprogramms als Grundlage für die ehrenamtliche Arbeit. Sie selbst schätze es sehr sowohl aus der Perspektive der Mentee wie auch in der Rolle als Mentorin, wo sie 2018 selbst die Begleitung einer Genossin übernommen habe. Auch aus dieser Zeit berichtete sie, dass die weiblichen Stadtverordneten nur mit 36 Prozent repräsentiert waren und es zur Erfüllung einer echten Parität nach wie vor Bedarf an weiblichen Politikerinnen gibt.
Die Landrätin des Landkreises MR-BID Kirsten Fründt verwies darauf, dass solche Programme immer wieder starten. Auch sie betonte, wie hilfreich diese für die unmittelbare ehrenamtliche Arbeit und auch für die Entwicklung der Persönlichkeit seien. Sie berichtete, dass Listen bei Kreistagwahlen manchmal nicht paritätisch besetzt werden konnten, weil Frauen fehlten, und ermunterte dazu, sich ohne Scheu in der Kommunalpolitik zu engagieren, wo es viele Gestaltungsspielräume gebe und in der die politische Arbeit auch meist schnell sichtbar werde. Da die Arbeit auf kommunalpolitischer Ebene unterschiedliche Möglichkeiten von Aktivitäten biete, könne jede Interessierte entsprechend ihrer Begabung und Fähigkeiten eine Aufgabe finden, müsse also nicht befürchten, Aufgaben übernehmen zu müssen, die ihr gar nicht entsprächen. Doch auch das gehöre dazu, dass man Versuche, mit denen Aufgaben oktroyiert werden, entschieden abwehre und eigene Interessen verfolge; also Durchsetzungsfähigkeit sei hier im eigenen Interesse gefragt.
Obgleich die Frage, auf welchen Wegen Frauen in die Kommunalpolitik gelangen können, sehr anschaulich erörtert wurde, konnte über die inhaltlichen Tätigkeiten der anwesenden Kommunalpolitikerinnen aus zeitlichen Gründen nicht mehr berichtet werden.
Anschließend gab es noch eine Gesprächsrunde, in der die anwesenden Frauen sich austauschen und weitere Fragen stellen konnten. Offene Fragen und sich neu ergebende Fragen können beim asf-Frauenstammtisch eingebracht werden, der am ersten Freitag eines jeden Monats um 19:30 Uhr tagt (zurzeit online). Am 04.03. erfolgt die Jahresplanung für 2021.
Silvia Lerch-Denfeld