SPD Großseelheim blickt auf 100 bewegte Jahre zurück

Erst eine Wanderung, dann eine Zeitreise: Mit vielen Gästen und Gratulanten hat die Großseelheimer SPD ihren 100. Geburtstag gefeiert.

Der Wandertag, den der Ortsverein traditionell an Fronleichnam ausrichtet, bot in diesem Jahr den Rahmen für die Jubiläumsfeier. Denn vor 100 Jahren, genauer am 27. April 1919, gründete sich im Saal der Gastwirtschaft Stöcker der SPD-Ortsverein Großseelheim.

Bevor die Gäste mehr über 100 Jahre Geschichte der Sozialdemokratie im Dorf, der Region und Deutschland erfuhren, machten sich viele bereits zeitig am Vormittag auf den Weg durch die Großseelheimer Gemarkung. Wie in jedem Jahr hatte das Vorbereitungsteam eine abwechslungsreiche und landschaftlich schöne Strecke ausgewiesen, die über 100 große und kleine Wanderer von der Großseelheimer Grillhütte durch Feld und Wald nach Schönbach und zurück führte. Zwischendurch gab es an zwei Zwischenstationen Gelegenheit zur Stärkung und zum Verschnaufen – samt Ausblicken über das Amöneburger Becken.

Aus- und Rückblicke gab es anschließend auch während des offiziellen Teils der Jubiläumsveranstaltung in Grillhütte. SPD-Ortsvereinsvorsitzender und Ortsvorsteher Helmut Hofmann nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise durch die vergangenen 100 Jahre, die zeigte, wie sehr die SPD in Großseelheim verwurzelt ist. Bis heute verzeichnet die Partei im Dorf auch im Landkreis-Vergleich hohe Stimmzahlen.

Eine Präsentation, die viele alte Bilder und zeitgenössische Dokumente beinhaltete, erinnerte an die bewegte Geschichte der ältesten Partei Deutschlands. Das bis heute erhaltene Protokollbuch berichtet von der Gründungsversammlung der Großseelheimer SPD in den unruhigen Zeiten nach dem Ersten Weltkrieg. Historische Meilensteine im Dorf, der Region und im Land wurden erwähnt. Schon in der Weimarer Republik stellten die Sozialdemokraten den Bürgermeister in Großseelheim, in dessen Amtszeit zum Beispiel der Bau der heutigen Schule 1927 fiel. 1933 setzten die Nationalsozialisten den Bürgermeister ab, es war der Beginn der NS-Diktatur, die mit dem Zweiten Weltkrieg und über 80 gefallenen und vermissten jungen Männern aus dem Dorf endete.

Nach Kriegsende waren es wiederum Sozialdemokraten, die gemeinsam mit anderen Parteien Verantwortung im Dorf übernahmen. Über 400 Vertriebene wurden in den Nachkriegsjahren im Dorf aufgenommen, in den 50er entstanden erste Neubaugebiete, in den 60er Jahren folgten der Anschluss ans Kanal- und Wassernetz und der Bau des Bürgerhauses. Johannes Schröder (SPD) war seit 1957 Bürgermeister und blieb es bis zum Ende der selbstständigen Gemeinde Großseelheim und der Eingemeindung nach Kirchhain 1974. Es war übrigens der Beginn einer großen personellen Kontinuität: Seither folgten nur zwei weitere Ortsvorsteher – beide aus den Reihen der SPD – Heinrich Schweinsberger bis 1991, seither Helmut Hofmann.

Die Erinnerung an den erfolgreichen Kampf gegen die Mülldeponie im Arzbachtal in den 80er Jahren, weitere Neubaugebiete in den 90er Jahren, der Bau des neuen Kindergartens, der Ausbau der Schule, der Adventsmarkt seit 2008 und die Erfolge bei den Dorfwettbewerben – zuletzt sogar auf Europa-Ebene – schlugen den Bogen der Zeitreise in die Gegenwart. „Wir haben ein lebens- und liebenswertes Dorf mit einer hervorragenden Infrastruktur“, sagte Hofmann. „Wir Sozialdemokraten haben uns gemeinsam mit der gesamten Dorfgemeinschaft dafür engagiert und werden es weiterhin tun.“

Glückwünsche gab es anschließend von vielen Gästen, darunter SPD-Bundestagsabgeordneter und Unterbezirkschef Sören Bartol, Landrätin Kirsten Fründt, Marburgs Oberbürgermeister Thomas Spies, Kreistagsvorsitzender Detlef Ruffert und viele weitere Gratulanten aus Dorfgemeinschaft und Nachbar-Ortsvereinen waren gekommen. „Man kann die Großseelheimer beglückwünschen, dass es Euch als Kümmerer gibt“, sagte Kirsten Fründt.

Mit Musik und vielen Gesprächen, bei kühlem Bier vom Fass und Deftigem vom Grill, Kaffee und Kuchen ging die Jubiläumsfeier in gemütlichem Rahmen weiter. Ortsvereinsvorsitzender Helmut Hofmann hatte schließlich ein großes Dankeschön für die Helferinnen und Helfer parat, die schon Monate im Vorfeld der Veranstaltung geplant und organisiert hatten.