
Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren,
Eine gute Ausbildung ist die beste Voraussetzung, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich sein zu können. Wer eine Ausbildung abgeschlossen hat, wird seltener arbeitslos und kann sich im weiteren Lebensverlauf besser auf neue Anforderungen einstellen. Eine Berufsausbildung nach der 10-jährigen Schulpflicht schafft insgesamt mehr Lebensqualität. Sie verbessert die Chancen für eine eigenständige Lebensführung und berufliche Weiterentwicklung.
Dies sind bekannte Sätze aus Politik, Schule und Wirtschaft; aber es gibt trotz schwach sinkender Zahlen von jungen Menschen ohne Schulabschluss auch für die Jahre 2014 und 2015 im Bundesdurchschnitt immer noch ca. 5% aller Schulabgänger, die die Schule ohne Schulabschluss verlassen. Das ist jeder 20. junge Mensch in einem Jahrgang.
Auch wenn das Thema insbesondere durch den zu erwartenden Fachkräftemangel momentan im Fokus steht, so geht es doch hier um mehr. Es geht um die Teilhabe der jungen Menschen am gesellschaftlichen Leben, es geht darum Benachteiligung und Ausgrenzung abzuwenden.
Diese Aufgabe des Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt ist seit Jahren in den Städten und Landkreisen als gemeinsame kommunale Koordinierung erkannt worden.
Auch im Landkreis Marburg-Biedenkopf zusammen mit der Stadt Marburg, sowie in Absprache mit dem KreisJobCenter wurde bereits im Jahre 2006 eine Kooperationsvereinbarung zur Umsetzung des Projektes Perspektiven für Jugendliche mit geringen Ausbildungs- und Beschäftigungschancen abgeschlossen.
Hieraus entstand das Regionale Übergangsmangement im Fachdienst Jugendförderung.
Auf Landesebene gibt es die hessenweite Strategie OloV Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit im Übergang Schule Beruf, die mit den Akteuren des Ausbildungsmarktes Qualitätsstandards erarbeitet hat.
Die eigentliche Koordinierungs-, Beratungs- und Vermittlungsarbeit soll bei der Strategie OloV durch die regionalen Netzwerke geschehen. Auf Kreisebene wird diese Arbeit vom Fachdienst Jugendförderung gelenkt und koordiniert.
Um Jugendliche auf ihrem Weg in eine Ausbildung mit entsprechenden Aktivitäten und Maßnahmen zu unterstützen, ist eine sinnvolle Abstimmung und Bündelung wichtig.
Damit keine unnötigen Doppelstrukturen von Maßnahmen entstehen, ist die Zusammenarbeit mit den lokalen Partnern notwendig, wie z.B. der Agentur für Arbeit, dem KJC, dem Staatlichen Schulamt und Schulkoordinatoren vor Ort an den Schulen, IHK und Handwerkskammer.
Das Ziel muss sein, durch die Kooperation so viele Jugendliche als möglich zu unterstützen und in eine sinnvolle Beschäftigung, sprich Berufsausbildung, zu bringen.
Insbesondere junge Menschen mit Migrationshintergrund und jetzt aktuell junge Flüchtlinge sind hier im Blickfeld.
Daraus ergeben sich inhaltliche Handlungsfelder wie z.B.
– vertiefte Berufsorientierung in Kooperation mit der Agentur für Arbeit und freier Träger der Jugendberufshilfe;
– PeerGroup-Projekte junge Auszubildende motivieren und stärken Schülerinnen und Schüler auf dem Weg in Ausbildung und Beruf;
– Austausch zwischen Schulen und Betrieben, um Kooperationen zwischen Schulen und Betrieben in der Region zu unterstützen;
– Schulung von Mitgliedern von Migrantenorganisationen zur Verbesserung der beruflichen Integration von jungen Menschen mit Migrationshintergrund.
Für die Koordination der vielfältigen Aufgaben und das Zusammenspiel der Akteure (wie teilweise genannt) wird eine dauerhafte personelle Absicherung benötigt. Seither wurde ein erheblicher Anteil zu dieser Stelle aus EU-Geldern finanziert.
Damit dieses Handlungsfeld langfristig erfolgreich, unabhängig von zeitgebundenen Zuschüssen, bearbeitet werden kann, muss es auch weiterhin eine dauerhafte Koordinationsstelle beim Kreis geben.
Der Kreis beteiligt sich am neuen ESF (Europäischer Sozialfonds) JustiQ (Jugend stärken im Quartier). Dies findet aber wegen der geforderten Schwerpunktbildung nur in den Orten Stadtallendorf, Wetter und Biedenkopf statt. Im Kreis sind aber noch mehr Jugendliche vorhanden. Diese gilt es mit entsprechenden lokalen Maßnahmen, ähnlich wie bei der Initiative 2. Chance zu unterstützen und zu fördern. Diese Finanzierung ist für konkrete Projekte bzw. Maßnahmen vor Ort vorgesehen.
Auch wenn es für die einen so aussieht, dass hier vielleicht zu viel Arbeitskraft, Mühe und Geld investiert wird und für die anderen alles noch zu wenig ist, muss uns allen doch wichtig und für die Zukunft notwendig sein, dass Niemand zurückbleiben darf`‘ und dass wir den Jugendlichen insgesamt, vor allem aber denjenigen, die schlechte Chancen haben und die unterstützt und gefördert werden müssen, die Hoffnung und die Zusicherung mit auf den Weg geben, dass Jede und jeder gebraucht wird.
In diesem Sinne bitte ich den Kreistag über die Parteigrenzen hinweg um eine große und breite Zustimmung zu diesem Antrag.