
Der Kreistag hat längerfristige Finanzierungszusagen für Vereine, Beratungsstellen und Initiativen im psychosozialen Bereich beschlossen.
Rede von Inge Dörr im Kreistag am 11. Juli 2014:
Herr Vorsitzender, Sehr geehrte Damen, meine Herren,
die psychosoziale Einrichtungen in unserer Region stehen jetzt im Fokus der Diskussion, und insbesondere die Einrichtungen, die zum Teil seit vielen Jahren die psychosoziale Infrastruktur im Kreis mitgestalten und die mit jährlich wiederkehrenden Zuwendungen aus dem Kreisetat bezuschusst werden. Die Zuschüsse des Kreises sind oftmals existentiell für die Einrichtungen, weil sie wesentlich zur Deckung von fortlaufenden Kosten, wie Personal- und Raumkosten beitragen.
Viele Einrichtungen stellen jedes Jahr erneut einen Antrag auf Bezuschussung ihrer Arbeit und müssen hoffen und bangen, ob und in welcher Höhe Finanzierungszusagen erfolgen werden. Das führt regelmäßig jährlich wiederkehrend zu einer Verunsicherung sowohl bei den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch bei den Trägern.
Und das, obwohl die Arbeit dieser Gruppen von nachhaltiger Bedeutung im Landkreis ist.
Für die Qualität der Arbeit und für die Stärkung der Träger und für eine angemessene Planung ist die auf ein Jahr begrenzte Zusage kein förderliches Vorgehen.
Dieses wollen wir ändern!
Wir alle wissen:
Nicht immer läuft das Leben auf geraden Wegen, manchmal sind die Wege schwierig und steinig und oftmals brauchen Menschen Unterstützung dabei, Steine aus dem Weg räumen zu können, um schwierige Wegstrecken passieren zu können.
Ich muss Ihnen nicht erzählen, was psychosoziale Arbeit beinhaltet aber einige Stichworte möchte ich doch benennen: Es geht u.a. um Konflikte in der Erziehung, im Familienleben, bei Schwangerschaften, um Suchtproblematiken, Lebenskrisen, Bewältigung von Überschuldung und vielem mehr. Was tun bei Gewalterfahrungen, Missbrauch, sexuellem Missbrauch und vor allem auch, wie können Prävention und Kinderschutz aussehen?
Psychosoziale Arbeit befasst sich mit besonderen Herausforderungen des Lebens zu deren Bewältigung fachkundige Beratung unerlässlich ist.
Die Vielfalt der Inhalte und Ziele der psychosozialen Arbeit sowie die Trägervielfalt sind uns wichtig ebenso die konstruktive Zusammenarbeit mit den Einrichtungen. Eine verbindliche längerfristige Vereinbarung mit den Trägern der psychosozialen Arbeit ist auch Ausdruck der Wertschätzung dieser Arbeit.
Ja, wir haben in unserer Region ein breites Angebot von psychosozialer Arbeit. Aber: Von der bisherigen jährlich wiederkehrenden Finanzzusage-Praxis sind knapp 20 Träger betroffen.
Wir alle wissen auch: Nur wenig ist von Dauer und nichts kommt von selbst! Deshalb stellen wir heute den Antrag, der vertragliche Vereinbarungen mit Finanzierungszusagen über 3 Jahre vorsieht. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Planungssicherheit der Einrichtungen und zu ihrer Stärkung.
Wir brauchen eine breit aufgestellte psychosoziale Infrastruktur nicht nur heute, auch morgen und übermorgen!
Mit dem kommenden Haushaltsjahr 2015 sind wir voraussichtlich das letzte Jahr unter dem Rettungsschirm des Landes Hessen. Aber nun ist es, im Gegensatz zu früher möglich, an wichtigen Stellen Finanzzusagen zu machen, die eine länger Halbwertszeit haben als die an ein Haushaltsjahr gebundene, ohne das Scheitern der Kriterien des Schutzschirmes und damit die Entschuldung des Landkreises zu riskieren.